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Freitag, 24. Januar 2014

uch der niederländische Hedgefonds Exchange Investors hat ein Auge auf Prokon geworfen und teilte mit, er wolle Prokon-Anlegern Genussscheine abkaufen. Dessen Vorstand Frank Scheunert, der den Fonds von Dubai aus verwaltet, kündigte gegenüber Reuters an: „In etwa zwei Wochen wollen wir ein konkretes Angebot vorlegen.“ Viel werde er für die Genussrechte aber nicht offerieren. Exchange Investors werde wohl zunächst für die bereits gekündigten Genussrechte bieten. Da es für Genussrechte keine Börsenkurse gebe, bereiteten Broker wie Nicolaus Stifel den Handel der Genussrechte vor.

Nach der InsolvenzHedgefonds wollen Prokon-Anlagen aufkaufen

  ·  Verhaltener Optimismus in Itzehoe: Zwei Tage nach dem Insolvenzantrag von Prokon ging es bei einem „Runden Tisch“ um Optionen, das Unternehmen zu retten. Derweil bringen sich die Hedgefonds in Stellung, Prokon-Anlagen aufzukaufen.
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Die Beschäftigen von Prokon können hoffen, dass ihr Unternehmen trotz Insolvenzantrags eine Zukunft hat. Er sei verhalten optimistisch, „dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin am Freitag in Itzehoe (Kreis Steinburg) nach einem Krisengespräch. Zwei Tage nach dem Insolvenzantrag lasse sich die Situation aber noch nicht verlässlich einschätzen. Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) versicherte den Beschäftigten: „Wir lassen Sie nicht allein!“
Im historischen Kreistagssaal erörterten Penzlin und Meyer mit den Spitzen der Stadt und des Kreises die Lage. Vertreter der Arbeitsagentur, der Wirtschaftsförderungsgesellschaften des Landes (WTSH) und der Gewerkschaften nahmen ebenfalls teil, um ihre Möglichkeiten auszuloten. „Jetzt geht es darum, dass der vorläufige Insolvenzverwalter eine Strategie entwickelt und wir ihn dabei begleiten“, sagte Meyer. Land, Kreis und Stadt wollten Flagge zeigen, „dass wir uns kümmern und Hilfe anbieten“. Meyer sprach von einem „sehr konstruktiven, offenen Gespräch“. Er habe „ein gutes Gefühl“, sagte der Minister. In einem Monat ist das nächste Treffen geplant.
Die Aufrechterhaltung des Produktionsbetriebs des Windkraft-Unternehmens ist laut Penzlin zunächst die vorrangige Aufgabe. „Im Kernbereich Wind können wir guten Mutes sein“, sagte Penzlin. Er bestätigte, dass Prokon bereits vor dem Insolvenzverfahren Gespräche über den Wert und Verkauf von Windkraftanlagen begonnen habe, um frisches Geld zu bekommen. Es sei aber juristisch noch ungeklärt, ob in der Phase des Insolvenzeröffnungsverfahrens überhaupt solche Sachwerte verkauft werden könnten. Um die Liquidität des Unternehmens mache er sich aber „mittelfristig“ keine Sorgen: „Die Windräder drehen sich ja weiter.“
Für die rund 75 000 Anleger, die Prokon rund 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt haben, heißt es weiterhin abzuwarten. Während des mehrere Monate dauernden Insolvenzeröffnungsverfahrens dürften gekündigte Genussrechtsscheine nicht ausbezahlt werden, erläuterte Penzlin. Sollte ein Insolvenzverfahren eröffnet werden, habe die Sanierung des Unternehmens Vorrang vor Auszahlungen an die Anleger. Penzlin unterstrich, dass nicht die gesamte Prokon-Gruppe mit insgesamt 1300 Mitarbeitern Insolvenz beantragt hat, sondern allein die Muttergesellschaft Prokon Regenerative Energien mit 480 Mitarbeitern.
Allein für diese 480 Mitarbeiter werde Insolvenzgeld beantragt. Die Januarlöhne habe das Unternehmen noch vor dem Insolvenzantrag gezahlt. In den Monaten Februar, März, April seien die Löhne dank des Insolvenzgeldes gesichert. Für Prokon-Tochterunternehmen sei ein Insolvenzantrag „derzeit nicht absehbar“, versicherte der Anwalt.

Hedgefonds will Genussscheine

Derweil bringen sich nach der Pleite von Prokon Schnäppchenjäger in Stellung. Der Hamburger Solarpark- und Windkraftbetreiber Capital Stage hat Interesse an einem Kauf von Prokon-Anlagen. „Die Übernahme von Bestandsparks gehört zu unserem Geschäft“, sagte ein Sprecher am Freitag. Man wolle abwarten, bis das Insolvenzverfahren eröffnet sei und dann Kontakt zum Verwalter aufnehmen. Auch der niederländische Hedgefonds Exchange Investors hat ein Auge auf Prokon geworfen und teilte mit, er wolle Prokon-Anlegern Genussscheine abkaufen. Dessen Vorstand Frank Scheunert, der den Fonds von Dubai aus verwaltet, kündigte gegenüber Reuters an: „In etwa zwei Wochen wollen wir ein konkretes Angebot vorlegen.“ Viel werde er für die Genussrechte aber nicht offerieren. Exchange Investors werde wohl zunächst für die bereits gekündigten Genussrechte bieten. Da es für Genussrechte keine Börsenkurse gebe, bereiteten Broker wie Nicolaus Stifel den Handel der Genussrechte vor.
Prokon-Chef und Firmengründer Carsten Rodbertus hatte am Donnerstag angekündigt, einen Teil der Windkraftanlagen zu verkaufen, um Geld in die Kasse zu bekommen. Darüber habe er bereits Gespräche mit mindestens fünf Marktteilnehmern geführt. Die Energiekonzerne RWE und E.ON, die ebenfalls Windparks betreiben, gehören nicht dazu. „RWE führt keine Gespräche zur Übernahme von Prokon-Anlagen“, sagte eine Sprecherin. „Für E.ON sind Prokon-Anlagen kein Thema“, hieß es beim Düsseldorfer Wettbewerber.
Prokon hatte mit hohem Werbeaufwand im Fernsehen, auf Bussen und Straßenbahnen oder durch Postwurfsendungen Käufer für seine Papiere angelockt. Die Stiftung Warentest hatte vor den Scheinen gewarnt. Das Geld steckte Prokon in Windkraftanlagen. Jährlich flossen 6 bis 8 Prozent Zinsen. Als viele Anleger ihre Papiere kündigten und das Investment zurückforderten, meldete Prokon Insolvenz an. Nach Firmenangaben von Ende vergangener Woche hatten Anleger rund 227 Millionen Euro zurückgefordert.
Quelle: FAZ.net mit dpa-AFX, Reuters

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/nach-der-insolvenz-hedgefonds-wollen-prokon-anlagen-aufkaufen-12767629.html

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