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Mittwoch, 15. Januar 2014

Anleger ziehen mehr als 200 Millionen Euro ab

PROKONAnleger ziehen mehr als 200 Millionen Euro ab

Prokon kämpft ums Überleben: Der Windparkbetreiber ruft Anleger auf, ihr Geld im Unternehmen zu lassen. Der Appell bewirkt offenbar das Gegenteil. Anleger flüchten reihenweise. Dem stehen nur kleine Erfolge gegenüber.
Prokon in Itzehohe: Die Ökostromfirma hat ihre Anleger in einem Schreiben vor der Insolvenz gewarnt. Quelle: dpa
Prokon in Itzehohe: Die Ökostromfirma hat ihre Anleger in einem Schreiben vor der Insolvenz gewarnt.Quelle: dpa
DüsseldorfDie Zahl der Kündigungen beim Windparkbetreiber Prokon ist erneut gestiegen. Am Mittwochmorgen hätten die Inhaber von Genussrechten 202,38 Millionen Euro zurückgefordert, teilte das Unternehmen auf seiner Internetseite mit. Am Wochenende hatte Prokon die Höhe des gekündigten Kapitals noch auf 150 Millionen Euro beziffert.
Dem Unternehmen aus Itzehoe droht nach eigenem Bekunden die Insolvenz. Firmengründer Carsten Rodbertus hatte in einem am Samstag veröffentlichten Schreiben vor einer Pleite gewarnt, falls sich ein Großteil der Anleger nicht dazu bereit erklärt, dem Unternehmen weiter Geld zur Verfügung zu stellen.
„Sollte es uns gemeinsam mit Ihnen, unseren Anlegern, nicht gelingen, die Liquiditätslage sehr schnell wieder zu stabilisieren, werden wir voraussichtlich Ende Januar gesetzlich gezwungen sein, eine Planinsolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einzuleiten“, hieß es in dem Brief.

Verhaltensregeln am grauen Markt

Prokon hat eigenen Angaben zufolge knapp 1,4 Milliarden Euro in Form von Genussrechten bei 75.296 Anlegern eingesammelt. Für die Genussrechte mit einem Zins von sechs bis acht Prozent hatte die Firma massiv geworben. Die Papiere sichern einen Anteil am Gewinn – im Falle einer Insolvenz sind Genussrechteinhaber allerdings schlechter gestellt als andere Gläubiger.
Verbraucherschützer kritisieren, dass das Unternehmen nicht genug erwirtschaftet, um die versprochenen Zinsen an seine Anleger auszuzahlen. Aus einer „Zwischenbilanz“ per Ende Oktober geht hervor, dass bei Prokon insgesamt Verluste in Höhe von 210 Millionen Euro aufgelaufen sind, während an die Anleger 330 Millionen Euro Zinsen gezahlt wurden.
Wenn das Unternehmen nun auch noch Millionen an Anleger zurückzahlen muss, die ihre Genussrechte kündigen, kann das die Lage zusätzlich verschärfen. Im vergangenen Jahr sind schon 130 Millionen Euro ausgezahlt worden. „Es ist absehbar, dass wir die Zahlungen in dieser Höhe nicht fristgerecht leisten können“, schrieb Rodbertus.
Der Aufruf des Firmenchefs an die Anleger, das Geld unangetastet zu lassen, scheint jedoch das Gegenteil bewirkt zu haben. Er hat die Anleger offenbar erst recht aufgeschreckt, wie die Zahl der Kündigungen in den vergangenen Tagen zeigt.
Dem stehen kleinere Erfolge gegenüber: Wie das Unternehmen auf seiner Internetseite mitteilt, haben sich bis Mittwochmittag etwa 7000 Anleger entschieden, ihre Genussrechte zu halten, zu erhöhen oder ausgesprochene Kündigungen zurückzunehmen. Das entspricht einer Summe von knapp 140 Millionen Euro oder knapp zehn Prozent des gesamten Genussrechtskapitals.
Prokon selbst hatte das Ziel ausgegeben, dass sich eine Planinsolvenz nur beim Erhalt von mindestens 95 Prozent des Genussrechtskapitals verhindern ließe. Die selbst gewählte Frist, bis zu der sich Anleger entscheiden können, läuft bis zum 20. Januar. Am Mittwoch war Prokon nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Prokon in Zahlen

Anlegerschützer raten Betroffenen dagegen, Ruhe zu bewahren. „Wer bereits gekündigt hat, sollte es dabei belassen“, sagt Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) im Interview mit Handelsblatt Online.
Eine Kündigung der Genussrechte wieder zurückzunehmen sei nicht empfehlenswert, auch wenn das Unternehmen dazu auffordere. Jetzt noch zu kündigen, bringe allerdings auch nicht mehr viel, da die Kündigung erst Ende Februar wirksam würde. Bauer hält eine Insolvenz in nächster Zeit für „unvermeidbar“.
Anlegerschützer Bauer geht davon aus, dass Vermögen vorhanden ist, das sich bei einer Insolvenz verwerten ließe. „Es ist sehr schwer zu beurteilen, was wirklich noch da ist, weil das Unternehmen in der Vergangenheit nicht besonders viele Informationen bereitgestellt hat“, sagt Bauer.

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Er schätzt, dass die Windparks von Prokon etwa 800 Millionen Euro wert seien. Es handele sich nicht um ein klassisches Schneeballsystem, bei dem Zinsen allein durch das Einwerben immer neuer Anlegergelder ausgezahlt werden, ansonsten aber nur eine leere Hülle existiert.
Manche geben die Hoffnung trotz allem nicht auf. Rund 3500  Anleger haben die Interessengemeinschaft die „Freunde von Prokon“ gegründet. Das Geschäftsmodell von Prokon sei schlüssig, „im operativen Geschäft wird Geld verdient“, schreiben sie auf ihrer Internetseite. Schuld an der Schieflage des Unternehmens seien die großen Energiekonzerne oder die Medien. Negative Berichten hätten dem Unternehmen geschadet.

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