Geschäftliche Entwicklung derzeit eher schwächer
Zum anderen muss Prokon in der Lage sein, dauerhaft ausreichende Überschüsse zu erzielen, um die Genussrechte zu einem späteren Zeitpunkt zurückzahlen zu können. Doch in der Vergangenheit scheint die Entwicklung eher rückläufig gewesen zu sein, auch wenn es schwierig ist, genaue Aussagen zu treffen. Der letzte Jahresabschluss wurde für das Jahr 2011 veröffentlicht. Prokon berichtete seitdem unregelmäßig. Das macht die Zahlen schwer vergleichbar. Aus den im Internet veröffentlichten Daten geht hervor, dass der Umsatz in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf rund 313 Millionen Euro von gut 390 Millionen Euro gesunken ist. Der operative Gewinn vor Abschreibungen und Zinsen betrug 33,5 Millionen Euro gegenüber 38,9 Millionen in der Vorjahresperiode. 2010 erzielte Prokon indes noch knapp 88 Millionen Euro operativen Gewinn von, 2011 noch knapp 73 Millionen.
Gleichzeitig aber fielen in den ersten zehn Monaten rund 67 Millionen Euro an Schuldendienst für Genussrechtsinhaber an. Den so entstehenden Liquiditätsabfluss scheint Prokon derzeit nicht mehr decken zu können. Es ist schwer zu beurteilen, seit wann der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft dazu nicht mehr ausreicht. Das Genussrechtskapital hatte sich in den 12 Monaten vor dem 31. Oktober 2013 zwar um gut 400 Millionen Euro erhöht. Indes ist unklar, inwieweit es sich hier um Gutschriften handelt und wie viel Liquidität dem Unternehmen tatsächlich dadurch zufloss. Doch seitdem hat sich das Kapital lediglich noch um 30 Millionen Euro erhöht.
Wie viel Substanz ist letztlich da?
Kritisiert wurde stets, es handele sich bei Prokon um ein Schneeballsystem. Tatsächlich aber existieren Vermögenswerte in Form von Windparks oder dem Magdeburger Bio-Ölwerk. Insofern ist dieser Vorwurf zumindest nicht vollständig valide. Dass Unternehmen sich nicht ausschließlich aus den Mitteln finanzieren, die sie im operativen Geschäft erwirtschaften, insbesondere ihre Investitionen, ist üblich. Verluste müssen ebenso finanziert werden. Auch die Finanzierungsform sagt per se nichts über die Seriosität aus. Der Vorsitzende des Insolvenzverwalterverbandes VID, Christoph Niering, indes vertritt hier die Ansicht, dass eine klassische Bankenfinanzierung meist dann nicht gewählt wird, weil sie nicht möglich war. Niering führt sie überwiegend auf ein überdurchschnittliches Risiko des Geschäftsmodells zurück.
Schwieriger bis gar nicht zu beurteilen ist, inwieweit die getätigten Investitionen werthaltig sind. Das ist aber vor allem bei einer Insolvenz im Zweifel für den Rückzahlungswert der Genussrechte ausschlaggebend. Prokon beziffert den Marktwert des Sachanlagevermögens auf 1,76 Milliarden Euro, also deutlich höher als das Genussrechtskapital von 1,35 Milliarden. Da das Unternehmen ausweislich zum 31. Oktober nur geringe Bankverbindlichkeiten hatte, wäre das Kapital abgesichert.
Kommt es jedoch zur Liquidation ist offen, ob die angesetzten Marktwerte angesichts der Notlage und der Größe des Angebots tatsächlich zu erzielen sind und ob sie von vornherein realistisch waren. Zudem wird sich die Auszahlung lange Zeit verzögern, möglicherweise bis zum Abschluss des Verfahrens. Die Frage ist zudem, ob noch weitere Gläubiger vorhanden sind. Denn die Rückzahlungsansprüche der Genussrechtsinhaber sind in der Regel gegenüber aller anderen Gläubiger nachrangig.
Vorherige Seite 1 | 2
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen